Erinnerungen ❤

Ich sortiere gerade Papiere und Fotos und werde förmlich überrannt von Erinnerungen. Manche Erinnerungen bringen mich zum Lächeln, unter anderem die liebevollen selbstgebastelten Muttertags-Karten, als du noch klein warst, die Geburtstagswunschlisten und selbst gemalten Bilder. Andere Sachen sind schwerer auszuhalten: Ein selbstgemachter Kalender, den du uns zum Abschied geschenkt hast und auf dem steht: „Ich hab euch lieb! Und bald bin ich wieder da!“

Es ist so schön, all diese Erinnerungen, Fotos, kleinen Briefe von dir zu haben und dich wieder nah bei mir/bei uns zu fühlen. Ich habe all die Eintrittskarten, Fährtickets, Campingplatzbuchungen, Skipässe und Souvenirs von unseren gemeinsamen Urlauben aufgehoben, auch Dinge, die unseren gemeinsamen Alltag begleitet haben, wie z.B. die Abiball-Einladung, aber auch die Einladung zu deinem Kindergeburtstag, die du uns geschrieben hast. 

Oft denke ich, dass ich viel zu viel „Krimskrams“ habe, aber gerade bin ich sehr froh, dass ich all unsere Erinnerungen gehortet habe und es nie über mich gebracht habe, sie zu entsorgen. Wegschmeißen werde ich sie sicher nicht, da trenne ich mich lieber von anderen, unpersönlicheren Dingen. Es ist gut, dass ich dich zumindest auf diese Weise ein wenig bei mir habe.

 

Es hört nie auf

Egal, wieviel Zeit vergeht, egal, wie sich die Welt verändert, es hört nie auf:

das schmerzliche Vermissen

die unstillbare Sehnsucht nach dir

das deutliche Gefühl, nicht komplett zu sein

sich betrogen fühlen, um eine gemeinsame Zukunft

nicht zu wissen, was das Leben dir noch alles Tolles hätte bieten können

 

Ich liebe dich so sehr!

Schon wieder ein Jahr vergangen…

Schon wieder ist ein ganzes Jahr ohne Sassi vergangen. Ständig muss ich an sie denken, manchmal sind es schöne Erinnerungen, Dinge, die wir gemeinsam erlebt haben, Menschen, die uns verbinden. Sehr oft sind es aber auch traurige und verzweifelte Gedanken: Ich hätte meiner Tochter von Herzen eine aufregende, und glückliche Zukunft gewünscht. Ich hätte weiter meinen Platz in ihrem Leben gehabt und hätte erlebt, wie sie ihr Leben gestaltet hätte. Welches Studium hätte sie gewählt, wäre sie in eine andere Stadt gezogen? Hätte sie jetzt einen Freund und wäre glücklich verliebt? Wieviel Kontakt hätte sie zu ihre Freundinnen gehalten?

Die Weihnachtszeit hat sie immer geliebt, sie hat gerne schon ab Anfang November Weihnachtsmusik gehört und es sich in ihrem Zimmer gemütlich gemacht. Es war immer schön, wie sie das Haus mit Leben gefüllt hat. Sie freute sich so sehr auf ihren Adventskalender… In dieser Weihnachtszeit ist mir wieder bewusst geworden, wie schön wir es alle zusammen hatten: Als die Kinder kleiner waren, habe ich jeden Abend vorgelesen, bis heute backen wir alle sehr gerne Kekse (na ja, Jens vielleicht nicht :-)), es wird immer viel gespielt bei uns und die Probleme. die wir manchmal natürlich auch hatten, waren alle lösbar.

Heiligabend bei Sassi am Baum

Ich bin so froh, dass wir an solchen Tagen nie allein gelassen werden. Wir waren Heiligabend wieder mit vielen Freunden und der Familie am Baum. Wir haben gesungen – sogar mit Gitarrenbegleitung, Kekse gegessen, Glühwein getrunken und einfach Zeit dort miteinander verbracht.

Silvester ist immer besonders schlimm. Auch schon vor Sassis Tod habe ich diesen Tag eher als eine etwas schwermütige Rückschau auf das vergangene Jahr gesehen. Jetzt kann ich noch nicht mal mehr unbeschwert auf das neue Jahr blicken.

Ich gehe regelmäßig zu einer Gruppe „verwaister Eltern“, gerade gestern hatten wir das Thema, dass die Trauer ihre eigenen Regeln aufstellt: manchmal geht es ein wenig vorwärts und dann wieder ganz steil bergab. Man kann sich da kaum gegen wehren, wichtig ist, sich Inseln zu schaffen, auf denen man regenerieren kann. Ich brauche für alles viel länger als vorher, ich lese nach wie vor sehr gerne und kann mich da auch – Gott sei dank – drin verlieren. Am meisten liebe ich meinen Garten, aber das ist jetzt leider die falsche Jahreszeit. Hilfreich sind alle Arten von Ablenkungen: Spaziergänge mit den Hunden, Spiele-Abende, Treffen mit Freunden, sogar die Arbeit!

Ich vermisse sie so sehr.

3. Todestag

Jetzt sind wir schon das dritte Mal von uns zu Sassi’s Baum gewandert. Für mich ist es tatsächlich die einzige Möglichkeit, mich an diesem Tag dem Friedwald zu nähern. Ich brauche Zeit, um mich mit den Erinnerungen auseinander zu setzen, die mich besonders an diesem Tag überfluten. Oft habe ich das Gefühl, dass ich den Verlust meiner Tochter unerträglich finde. Insbesondere so einen Tag kann ich dann nur mit Hilfe von Anderen einigermaßen überstehen. Die vielen Kilometer sind gut, um immer wieder mit allen ins Gespräch zu kommen, den Hunden beim Toben zuzugucken und auch zwischendurch für mich alleine zu gehen. Gut ist auch, dass ich die Tage vorher so eingespannt bin in die Vorbereitungen (Picknick und  für abends ein warmes Abendessen für alle).

Diesmal hatten wir Glück mit dem Wetter. Am Samstag schien die Sonne und es war die ganze Zeit warm. Wir sind bei uns in Geismar gestartet, Richtung Bismarckturm.

Die ganze Zeit durch den Wald, einmal mussten wir die Bundesstraße überqueren, ansonsten waren wir meistens für uns. Der Anstieg nach Nikoausberg hoch war ziemlich steil, aber oben angekommen gab es erst mal das Picknick.

Unsere alte Benja ist ziemlich erschöpft.

Die anderen 4 Hunde tun so, als wären sie gerade erst rausgekommen.

Picknick

Dieser Teil der Strecke war für uns neu und ich musste mich auf die Wege konzentrieren und war dadurch etwas abgelenkt. Gut so! Die letzten Kilometer dagegen, können Jens und ich schon fast im Schlaf gehen.

Im Friedwald

Ich bin froh, dass Sassi nicht auf einem Friedhof liegt, sondern im Friedwald. Es ist ein schöner und friedvoller Wald, unser Baum steht etwas versteckt, so dass wir dort immer für uns sein können. Ich hasse es, meine Trauer mit der Öffentlichkeit zu teilen. Außerdem gelingt es mir dort eher, zu verdrängen, dass sie tatsächlich nicht wieder kommt. Auf den Friedhof geht man ja nur aus einem Grund, der Wald bietet da deutlich mehr Möglichkeiten. Albern, aber manchmal hilft es, durch den Tag zu kommen.

Sassi’s Freundin Leonie hat Querflöte gespielt „See you again“ und alle haben Blätter verteilt und Wunderkerzen angezündet. Es war sehr stimmungsvoll und berührend. 

Sassi’s Freundinnen Sophie, Helen und Leonie

Lenni und Malou

Abends haben wir mit allen, die mitgewandert sind und noch einigen Nachzüglern bei uns gesessen und gegessen. Um Mitternacht haben wir Jens zu seinem Geburtstag gratuliert. Was für eine schreckliche Verbindung zweier  bedeutender Tage! 

unser Lieschen